Shahid (2024) — Filmüberblick
„Shahid“ ist ein hybrider, autofiktionaler Spielfilm von Narges Kalhor: eine pointierte, politisch aufgeladene Mischung aus Dokumentarfilm, Theater, Musical und Meta-Kino hinter den Kulissen. Die Geschichte folgt einer Filmemacherin, die „Shahid“ („Märtyrer“) aus ihrem Nachnamen streichen will – und dadurch in die bayerische Bürokratie, Therapiesitzungen und traumartige Begegnungen mit Irans Vergangenheit gerät, darunter einem Urgroßvater, der mit einem Chor frommer Tänzer:innen erscheint. Der Film feierte seine Premiere im Berlinale Forum 2024 und wurde mit dem Caligari-Filmpreis ausgezeichnet.
In 84 kurzweiligen Minuten wechselt Kalhor zwischen Satire, Klage und Spiel und hält dabei die Fragen nach Identität und geerbter Ideologie stets im Mittelpunkt. Kritiker:innen hoben die freie Collageform des Films hervor sowie sein Oszillieren zwischen Komödie und Konfrontation.
Baharaks Auftritt
Baharak Abdolifard verkörpert „Narges“, das Alter Ego der Regisseurin und zugleich die filmische Ankerfigur. Ihre Darbietung ist bewusst unspektakulär: Beständiger Blickkontakt und ein gemessenes Tempo lassen die wilden formalen Wechsel des Films um ein menschliches Zentrum kreisen. In den bürokratischen Szenen setzt sie auf trockenen Humor; in den inszenierten, ritualgeprägten Passagen hält sie das Bild mit leiser Gravität – und schlägt so die Brücke zwischen der dokumentarischen Schärfe und dem theatralischen Gestus des Films.
Regie: Narges Kalhor