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Shahid

from the film Shahid: a woman, Baharak Abdolifard, in a yellow beanie, red coat, and blue scarf looks straight at the camera, while a group of robed performers in black with tall headpieces stand blurred behind her on a city street.

03

August

Shahid (2024) — Filmüberblick

„Shahid“ ist ein hybrider, autofiktionaler Spielfilm von Narges Kalhor: eine pointierte, politisch aufgeladene Mischung aus Dokumentarfilm, Theater, Musical und Meta-Kino hinter den Kulissen. Die Geschichte folgt einer Filmemacherin, die „Shahid“ („Märtyrer“) aus ihrem Nachnamen streichen will – und dadurch in die bayerische Bürokratie, Therapiesitzungen und traumartige Begegnungen mit Irans Vergangenheit gerät, darunter einem Urgroßvater, der mit einem Chor frommer Tänzer:innen erscheint. Der Film feierte seine Premiere im Berlinale Forum 2024 und wurde mit dem Caligari-Filmpreis ausgezeichnet.

In 84 kurzweiligen Minuten wechselt Kalhor zwischen Satire, Klage und Spiel und hält dabei die Fragen nach Identität und geerbter Ideologie stets im Mittelpunkt. Kritiker:innen hoben die freie Collageform des Films hervor sowie sein Oszillieren zwischen Komödie und Konfrontation.

Baharaks Auftritt

Baharak Abdolifard verkörpert „Narges“, das Alter Ego der Regisseurin und zugleich die filmische Ankerfigur. Ihre Darbietung ist bewusst unspektakulär: Beständiger Blickkontakt und ein gemessenes Tempo lassen die wilden formalen Wechsel des Films um ein menschliches Zentrum kreisen. In den bürokratischen Szenen setzt sie auf trockenen Humor; in den inszenierten, ritualgeprägten Passagen hält sie das Bild mit leiser Gravität – und schlägt so die Brücke zwischen der dokumentarischen Schärfe und dem theatralischen Gestus des Films.

Regie: Narges Kalhor

Medien & Auszeichnungen:

2024
C.I.C.A.E. Arthouse Cinema Award
2024
Caligari Film Prize (Berlinale Forum)

Doch die wirkliche Kraft und Poesie des Films entstehen in den Szenen, in denen die charismatische Darstellerin Baharak Abdolifard durch die Straßen geht, verfolgt von einem Chor an iranischen Männern, einer davon stellt ihren Urgroßvater dar. Diese Szenen sind das poetische Herzstück von SHAHID, wenn die Musik (mit Hingabe komponiert von Marja Burchard und mit Zartheit interpretiert durch die Sängerin Roy Arab) die ganze Ambivalenz eines von Migration geprägten Lebens facettenreich beschreibt. SHAHID ist intelligent-sinnliches Kino, komplex und einfühlsam erzählt und mit einem ganz eigenen, faszinierenden Stilwillen inszeniert.

Film- und Medienbewertung (FBW)